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Arbeit – Psyche – Rückenschmerzen

Einer der häufigsten Gründe die Patienten in meine Praxis führen sind Rückenschmerzen. Schätzungsweise 90 % aller neuer Neuanmeldungen berichten im Erstgespräch, dass Sie wg. Rückenbeschwerden einen Termin mit mir vereinbaren möchten.

Volkskrankheit Rückenbeschwerden – eine der häufigsten Leiden in Deutschland

Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Zusammen mit Muskel-Skelett Erkrankungen (kurz MSE) zählen sie zu den am häufigsten auftretenden Krankheiten in Deutschland. Darunter leiden nicht nur die Betroffenen. Auch auf unsere Volkswirtschaft wirken sie sich extrem negativ aus, Rückenschmerzen und MSE Erkrankungen sind mit einer der Hauptursachen für Krankschreibung in Deutschland.

Studien belegen, dass nicht nur Bewegungsmangel, Übergewicht oder einseitige Belastung am Arbeitsplatz die Auslöser für Rückenbeschwerden sein können. Auch psychische Faktoren wie Unterforderung, geringer Einfluss auf die eigenen Arbeitsbedingungen, sich immer wiederholende Arbeitsaufgaben und mangelnde Wertschätzung können erhebliche Risikofaktoren und Auslöser für Rückenschmerzen und Muskel-Skelett Erkrankungen sein.

Psychosoziale Risikofaktoren werden so gut wie nie beachtet

Bestimmt haben Sie selber schon die Erfahrung gemacht: Die Wartezimmer bei Orthopäden sind überfüllt und einen Termin zu bekommen kann schon einmal bis zu mehreren Monaten dauern. Patienten berichten mir dann oft völlig frustriert, dass die Behandlung in nur wenigen Minuten erledigt ist und sie mit einer Spritze gegen die akuten Schmerzen und der Empfehlung sich mehr zu bewegen entlassen werden.

Kurz gesagt, der Fokus liegt auf den körperlichen Beschwerden, psychosoziale oder arbeitsbedingte Risikofaktoren werden so gut wie nie berücksichtigt. Dabei ist es meiner Meinung nach besonders wichtig gerade diesen Aspekt nicht außer Acht zu lassen.

Biomechanische Erklärungsmodelle für Entstehung, Ursache und Prävention

Mit der Frage, welche Einflüsse arbeitsbedingte und psychosoziale Faktoren in Bezug auf Rückenschmerzen haben, hat sich bereits eine Studie von 2009 auseinandergesetzt. Auch wenn diese bereits 11 Jahre alt ist, ist sie aktueller denn je.

Die Studie geht davon aus, dass nur durch die Etablierung und Anwendung eines biopsychosozialen Konzepts eine wirkungsvolle Reduzierung von Rückenschmerzen erreicht werden kann. Das Konzept greift auch bei Muskel-Skelett-Erkrankungen, wobei diese auch noch von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst werden können.

Rückenschmerzen und MSE – ein durchaus ernst zu nehmendes Problem

Zahlen belegen, dass Rückenbeschwerden und Muskel-Skelett Erkrankungen durchaus ernst und nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten.

Eine Auswertung der Techniker Krankenkasse ergab, dass 2020 jeder zwölfte Tag, an dem in Deutschland ein Arbeitnehmer krankgeschrieben war, auf die Diagnose Rückenbeschwerden zurückzuführen war. Das entspricht einem Anteil von 8,4 Prozent aller Krankschreibungstage.

Auch wenn in den letzten Jahren ein leichter Rückgang bei Fehlzeiten aufgrund von Rückenbeschwerden zu verzeichnen ist, ist das Thema Rücken immer noch von großer Bedeutung. Laut TK sind hochgerechnet bei 5,3 Millionen erwerbstätigen Versicherten in Deutschland rund 6,3 Millionen Fehltage aufgrund von Rückbeschwerden zu verbuchen.

Ursache von Rückenschmerzen

Die Ursache von Rückenschmerzen sind multifunktional. Das heißt, es wirken verschiedene Risikofaktoren zusammen.

So können Rückenschmerzen möglicherweise in einer wechselseitigen Wirkung mit einer Depression stehen. Wiederum können dauerhafte Rückenschmerzen eine Depression auslösen. Auch traumatische Erlebnisse, wie zum Beispiel der Verlust eines engen Angehörigen oder chronisch anhaltende Belastung im Alltag, wie die Pflege eines Angehörigen, können sich negativ auf das Wohlbefinden Ihres Rückens auswirken.

Zudem können Rauchen, Übergewicht oder anstrengende körperliche Arbeit wie z.B. das Heben schwerer Lasten, dauerhaftes Arbeiten in gebückter Haltung oder sich wiederholende einseitige Bewegungen dazu führen, dass Ihnen Ihr Rücken das Leben schwer macht.

Doch nicht nur bei Arbeiten mit schwerer körperlicher Belastung treten Rückenbeschwerden auf. Aufgrund von psychischer Anspannung am Arbeitsplatz kann diese Form von Beschwerden auch in Berufen mit nur leichter oder gar keiner körperlichen Tätigkeit auftreten.

Zusammengefasst gesagt: Je mehr Risikofaktoren und Belastungen Sie ausgesetzt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, das sie unter Rückenschmerzen leiden.

Psyche und Körper: Wie psychosoziale Belastungen zu Rückenschmerzen führen können

Sicherlich kennen Sie folgende Sätze aus dem allgemeinen Sprachgebrauch:

„Ich trage die Last auf meinen Schultern“
„Die Angst sitzt mir im Nacken“
„Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter“

Diese Redewendungen sind vor allem ein Indiz dafür, dass sich die Verspannung unter anderen auch auf eine seelisch-geistige Ursache zurückführen lässt.

So können sie Ausdruck einer beruflichen Überforderung durch einen zu hohen Anspruch wie zum Beispiel Zeitdruck sein.

Als Reaktion darauf reagiert der Körper mit dem Phänomen „Kampf oder Flucht.“ Das bedeutet er schüttet Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus und unser Blutdruck steigt. Das führt wiederum dazu, dass den Muskeln Energie zugeführt wird und die muskuläre Anspannung steigt. Dieser Vorgang wird als „Sympathikotonie“ Aktivierung bezeichnet. (Lesen hierzu auch meinen Artikel: Stress und Körpergewicht – wie hängt das zusammen?) Sind Sie nun dauerhaft Stresssituationen ausgesetzt, führt dies zu einem erhöhten Muskeltonus, der für eine mangelnde Entspannung und Erholung sorgt. Zudem sorgen Adrenalin und Cortisol dafür, dass die erhöhte Muskelspannung nicht reguliert werden kann.

Dadurch kommt es zu einer Verengung der Blutgefäße und damit zu einer verminderten Versorgung der Muskulatur mit Nährstoffen. Das Fazit: Die Heilung der Muskulatur ist verzögert!

Halten die Rückenbeschwerden über einen längeren Zeitraum an, ergibt sich daraus oft ein Teufelskreis aus Hoffnungslosigkeit und Aufrechterhaltung der Beschwerden. Oft hat dies zur Folge das Bewegung aus Angst vor Schmerzen vermieden wird, was zu einer Rückbildung der Muskulatur führt und letztendlich wieder zur Ausgangssituation: Rückenschmerzen.

Psychosoziale arbeitsbedingte Faktoren

Psychosoziale arbeitsbedingte Faktoren spielen eine immer wichtigere Rolle, wenn es um das Thema Rückenschmerzen geht.

Doch was verstehen wir darunter?

Stress und Zeitdruck bei der Arbeit zählen genau so dazu wie keine Kontrolle über die (oft als monoton erlebte) Arbeit zu haben. Dazu kommen Überstunden, mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen, Mobbing und allgemeine Unzufriedenheit durch ein negativ geprägtes Sozialklima.

Befinden Sie sich einmal in der Spirale aus Stress und Rückbeschwerden kommt ungünstiger Weise oft noch die individuelle Schmerzbewältigung dazu.

Aus dem Zitat:

Ein ausgeprägtes ängstliches Schon- und Vermeidungsverhalten und andererseits ein extrem entgegengesetzter Durchhaltewille

können Sie entnehmen, dass eine Entspannung so gut wie unmöglich ist.

Nicht nur der Stress setzt uns zu. Befinden Sie sich in einer äußerst angespannten Situation, können aus dieser heraus negative Stimmungslagen entstehen, die lt. Pfingsten & Hildesbrandt; Richter & Kirscher als gesicherte psychologische Risikofaktoren für Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule stehen.

Dazu gehören unter anderem:

  • depressive Stimmungen
  • Angststörung mit Tendenz zur Somatisierung
  • mangelnde Erholungsfähigkeit
  • Überangepasstheit
  • Feindseligkeit
  • Herunterschlucken von Ärger

Präventions- und Interventionsmaßnahmen

Die anfangs erwähnte Studie aus 2009 kommt zu dem Schluss, dass psychische und soziale Faktoren wesentlich an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Rückenschmerzen beteiligt sind.

Dadurch ergibt sich anhand der Studie ein großes Potential zur Prävention von Rückenleiden.

Die beinhalten unter anderen:

  • Eine ausdrückliche Empfehlung der Europäischen Leitlinien zur Prävention zum Thema Bewegung und Entspannung als Vorbeugung und Behandlung von Rückenproblemen.
  • Veränderungen von Verhaltensweisen wie Schonhaltung oder Bewegungsvermeidung.
  • Eine 80 % Heilungschance durch die Behebung von negativen Stimmungslagen.
  • Reduzierung der arbeitsbedingten Stressoren und Etablierung von Gesundheitsfördernden Maßnahmen.
  • Entspannungs- und Bewegungstraining.
  • Erkennung von psychosozialen Belastungsfaktoren und deren Eliminierung.
  • Ergonomische Arbeitsplätze (hier besonders Sitzmöbel).
  • Einführung einer höheren Kontrolle und mehr individuelle Spielräume bei der Arbeitsgestaltung durch den Arbeitnehmer.
  • Arbeitsplätze abwechslungsreich gestalten.
  • Verhinderung eines permanenten Zeitdrucks durch ein angemessenes Arbeitstempo.
  • Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte.
  • Ausgleich für stark emotionale Aufgaben.
  • Regelmäßige Pausen.
  • Schaffen eines besseren Sozialklimas durch regelmäßige Feedback-Gespräche, Anerkennung, soziale Unterstützung, Coaching und Mentoring der Mitarbeiter.

Haben Sie auch Erfahrung damit gemacht wie sich Stress und andere Faktoren auf Ihre Rückengesundheit auswirken? Schreiben Sie mir dies gerne einmal in die Kommentare.

Sie leiden unter Rückbeschwerden und möchten etwas verändern um dem entgegenzuwirken?

Dann schauen Sie sich mein Angebot zum Thema Krisenintervention und Osteopathie an.

Bleiben Sie gesund!

Unterschrift


Quellen: https://www.lgl.bayern.de/, https://www.tk.de, Hasenbring (1999), Pfingsten & Hildesbrandt 2004; Richter & Kirscher 2006

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