Fibromyalgie, wenn die Muskeln und Gelenke dauerhaft Schmerzen bereiten
In den letzten Jahren finden immer öfter Patienten mit FMS den Weg in meine Praxis. Die Betroffenen haben oft einen langen Leidensweg hinter sich, fühlen sich nicht erst genommen und werden sogar manchmal als Hypochonder abgetan, obwohl das FMS 1994 in die offizielle Krankheitenliste der WHO aufgenommen wurde.
Fibromyalgie – was ist das eigentlich?
Fibromyalgie oder auch generalisierte Tendomyopathie bedeutet soviel wie Faser-Muskel-Schmerz und wird im Medizinlexikon Doccheck-Flexikon beschrieben als „funktionelles Schmerzsyndrom mit typischen, schmerzhaften Druckpunkten, jedoch ohne Anzeichen von degenerativen oder entzündliches Prozessen. Gemeinsam mit den Schmerzen treten Schlafstörungen bzw. nicht-erholsamer Schaf und Müdigkeit bzw. Erschöpfungsneigung auf.“
Ursachen:
Die Ursachen der Fibromyalgie sind nach wie vor ungeklärt. Diskutiert wird ein Zusammenhang mit einer gestörten Schmerzverarbeitung bzw. mit dem Schmerzgedächtnis auf ZNS-Ebene (Quelle: doccheck Flexion), eine genetische Dispositionund Stressoder Traumata.
Wie wird das FMS festgestellt?
Fibromyaglie ist über Laborwerte i.d.R. nicht nachweisbar und wird nach Ausschluss anderer Ursachen durch Neurologen, Orthopäden etc. durch folgende Symptome definiert:
- Mindestens 3 Monate bestehende Schmerzen in mehreren Körperregionen (z.B. Rücken) und mindestens einen Schmerzort in beiden Armen und Beinen,
- Ein- und Durchschlafstörungen
- Vermehrte körperliche und geistige Erschöpfung
Des Weiteren werden insgesamt 18 sogenannte Tender Points geprüft.
Tender Points sind Schmerzdruckpunkte, die an Sehnenansätzen zu finden sind.
Die Behandlung der Fibromyalgie:
Leider ist die Krankheit bis heute nicht heilbar, es gibt jedoch einige Ansätze mit denen Patienten lernen können, mit der Erkrankung besser umzugehen. Die Erkrankung verläuft bei jedem Menschen anders, daher richtet sich der Therapieansatz nach den persönlichen Herausforderungen und Beschwerden des Patienten. Allgemein empfohlen wird ein leichtes Ausdauertraining wie walken, Schwimmen oder Radfahren oder auch sanftes Funktionstraining wie z.B. Wassergymnastik. Die seelischen Herausforderungen dieser Erkrankung sollten ebenfalls nicht ausser Acht gelassen werden, hier kann eine Beratung, ein coaching oder auch eine Psychotherapie hilfreich sein. Im allgemeinen werden selbst Massagen als nicht hilfreich eingestuft und daher auch nicht empfohlen. In der Praxis hatte ich jedoch schon Patienten, die entgegen der Empfehlungen osteopathische Behandlungen und/oder Massagen als angenehm empfunden haben. Hier geht probieren über studieren – Sie als Patient sind der ausgewiesene Experte für sich selbst und entscheiden, was Ihnen gut tut.
Was kann ich selbst tun?
Der Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung empfiehlt folgendes:
- Wahrscheinlich werden Sie nicht sofort einen Erfolg der Behandlung spüren. Es kann einige Zeit dauern, bis sie wirkt.
- Körperliche Bewegung tut gut. Da viele Übungen mit Schmerzen verbunden sein können, sollten Sie langsam beginnen und sich nur vorsichtig steigern. Wählen Sie am besten etwas aus, das Ihnen Freude macht.
- Es ist empfehlenswert, sich selbst zu beobachten. Als Hilfe können Sie Ihre Beschwerden in einem Tagebuch notieren. So können Sie herausfinden, ob Ihnen eine Behandlung nutzt oder nicht.
- Versuchen Sie, möglichst feste Schlafenszeiten einzuhalten. Ruhezeiten im Alltag sind sinnvoll.
- Sie können lernen, sich zu entspannen und Stress zu bewältigen. Entspannungsübungen und meditative Bewegungstherapien, wie Tai-Chi, Qi-Gong oder Yoga, können hier unterstützend wirken.
- Sie können Ihre Erfahrungen mit anderen Betroffenen austauschen, etwa in einer Selbsthilfegruppe.
Weitere Tipps und Infos
Der überaus interessante Artikel von Daniela Hacke, Carstens-Stiftung, berichtet über eine Studie über die Erfolge in der Schmerztherapie von Fibromyalgiepatienten mit osteopathischen Behandlungen:
Einschätzung:
Die Resultate hinsichtlich der Schmerzintensität und der Beeinträchtigungen im Alltag durch beide osteopathische Behandlungsformen erweisen sich als klinisch relevant und sind somit für eine Übertragung auf den Therapiealltag geeignet. Ob die Anwendung aufgrund des individuellen Befunds erfolgte oder der Standardbehandlung folgend durchgeführt wurde, war für den Therapieerfolg nicht entscheidend. Die auf der Ebene der Druckschmerzschwellen-Messungen erzielten Ergebnisse können lediglich als positiver Trend beurteilt werden und sollten in Studien mit einer längeren Behandlungsdauer verfestigt werden. Frühere Studien mit einem Behandlungszeitraum von mindestens 20 Wochen zeigten hinsichtlich dieses Parameters bereits signifikante Veränderungen. Zudem sollten zukünftig somatische Dysfunktionen, die in dieser Studie nicht einbezogen worden sind, berücksichtigt werden.
Ein interessanter Ansatz für weitere Studien wäre außerdem der Vergleich osteopathischer Behandlungen mit einer weiteren, bei Fibromyalgie eingesetzten manuellen Therapie wie z.B. Massage.“
Den gesamten Artikel finden Sie hier.
Wer hat schon Erfahrungen mit osteopathischen Behandlungen bei Fibromyalgie gemacht? Was hat Ihnen geholfen? Ich freue mich auf ihre Kommentare.
Bleiben Sie gesund!
Eine Kollegin von mir hat ständig Schmerzen an den hier genannten Druckpunkten und bei ihr wurde Fibromyalgie festgestellt. Ich wusste gar nicht, dass mit Fibromyalgie auch vermehrte körperliche und geistige Erschöpfung einhergeht. Bei ihr ist das allerdings von außen noch nicht bemerkbar.
Liebe Lea, danke für deinen Kommentar. Die Fibromyalgie stellt sich bei jedem Betroffenen anders dar, die Therapie darf immer sehr individuell abgestimmt werden. Ich wünsche deiner Kollegin von Herzen alles Gute.